Position zur Stadtmitte-Planung

Graue Flächen und Vorrang für Autos - So sieht es derzeit in der Stadtmitte aus.

Wir Grüne begrüßen grundsätzlich das vorgestellte städtebauliche Konzept zur Stadtmitte. An Stelle der ungestalteten grauen Steinflächen sollen drei geordnete, begrünte Plätze treten. Die Notwendigkeit einer Aufwertung der Innenstadt ergibt sich für uns Grüne auch aus der Tatsache, dass u.a. die stetige Zunahme des Onlinehandels auf Veränderungen im Konsumverhalten der Gesellschaft hinweist. Wir setzen uns für eine attraktive, sichere Stadtmitte mit hoher Aufenthaltsqualität ein. Dabei wollen wir die Geschäfte durch eine höhere Frequenz der Laufkundschaft stärken und dafür sorgen, dass die Plätze und die Außengastronomie zum Verweilen einladen.  

Für die Neugestaltung der Innenstadt stehen zwei grundlegende Ziele im Fokus

Um die Innenstadt für die nächsten Jahrzehnte attraktiv zu halten und zu gestalten, stehen für uns Grüne zwei wesentliche Planungsziele im Vordergrund:

  1. Angesichts des rasant voranschreitenden Klimawandels ist eine Erhaltung des Grüns und die Entsiegelung weiterer Flächen notwendig. Nur so kann die Stadtmitte klimaresilienter werden. Die in den Fachausschüssen vorgestellten Ergebnisse der Klimaanalyse sowie der Starkregenanalyse zeigen, dass es begrünte, multifunktionale Flächen braucht, um die Stadt insgesamt zu kühlen, um Hitzeinseln zu vermeiden und um das Regenwasser in der Stadt zu halten und zu versickern.
  2. Die Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie eine Verkehrsberuhigung. Bei diesen Ansätzen lassen wir uns leiten und inspirieren von den vielen positiven Beispielen verkehrsberuhigter Straßen und Innenstädte, die in Deutschland und Europa bereits zu finden sind. Die Stadtmitte muss eine Stadtmitte für alle Kaarster sein. Schulkinder auf dem Fahrrad sollen sich ebenso sicher fühlen, wie Senioren, die auf einen Rollator angewiesen sind. Durch eine Umgestaltung kann mehr Platz für Außengastronomie geschaffen werden. Gleichzeitig sind wir sicher, dass es auch mehr Laufkundschaft geben wird, wenn die Aufenthaltsqualität zunimmt. Die Erreichbarkeit bleibt für alle Bürger:innen sichergestellt.         

Im Hinblick auf die finanzielle Lage der Stadt ist eine Finanzierung nur unter Nutzung von Förderprogrammen zur Innenstadtgestaltung denkbar. Die Weiterentwicklung der Stadtmitte sollte uns allen aber wichtig genug sein, um sie auch unter erschwerten Rahmenbedingungen im kleineren Maßstab voranzubringen.

Die Größe des „Haus der Möglichkeiten“ sollte neu überdacht werden

Den Baukörper für das sogenannte „Haus der Möglichkeiten“ halten wir im derzeitigen Entwurf für zu groß. Dennoch ist das Gebäude wichtig, um den Platz vor dem Rathaus zu ordnen. Wir Grünen schlagen vor, das geplante Gebäude zu verkleinern und stattdessen die Grünfläche zu vergrößern und einen Teil des Rathausvorplatzes zu entsiegeln. Für den Wochenmarkt stehen zukünftig auch Flächen weiter nördlich zur Verfügung. Die Tiefgarage sollte groß genug für die Nutzer dieses Gebäudes ausfallen. Der gesamte Baukörper soll durch einen Investor realisiert werden, um den finanziellen und personellen Aufwand für die Stadt möglichst gering zu halten. Es sollen ökologisch möglichst nachhaltige Baustoffe zum Einsatz kommen.

Wir gehen davon aus, dass zukünftig weniger Menschen mit dem Auto in die Stadtmitte kommen und stattdessen vermehrt mit dem Bus, Fahrrad oder Lastenrad fahren. Den Vorschlag, die derzeit vorhandenen oberirdischen Stellplätze in Abstimmung mit den anderen Eigentümern auf einen nahe gelegenen Parkplatz auf dem Gelände des ehemaligen „Hauses der Senioren“ zu verlagern, halten wir für einen tragbaren Kompromiss, um den Bereich südlich des Maubiscenters attraktiver gestalten zu können. Allerdings ist es aus unserer Sicht erforderlich, eine Abgrenzung zur Stadtmitte durch Baumreihen oder ähnliche Bepflanzung vorzunehmen. Für diese zentralen Stellplätze ist zudem eine Parkraumbewirtschaftung sinnvoll. Dabei kann die erste Stunde kostenlos sein. Auf dem Parkplatz sollte es auch eine Mobilitätsstation, wenn möglich mit einem Car-Sharing-Angebot geben.

Die Gestaltung der Alten Heerstraße bedarf einer Anpassung

Die derzeitige Verkehrssituation auf der Alten Heerstraße ist nicht zeitgemäß und wird von zahlreichen Bürger:innen immer wieder kritisiert. Die Straßenbreite und die freie Sichtachse führen zu überhöhten Geschwindigkeiten und vielen Beinaheunfällen. Wir befürworten daher die geplante moderate Verschwenkung der Alten Heerstraße, um die trennende Wirkung zwischen der nördlichen und der südlichen Hälfte aufzubrechen und um eine Verkehrsberuhigung zu erreichen. Wir sind darüber hinaus offen für Lösungen wie eine stärkere Aufpflasterung oder eine Ausgestaltung als Shared Space. Wichtig ist für uns Grüne eine Sperrung für den Durchgangsverkehr zu Marktzeiten, mit Ausnahme des ÖPNV.

In der Vergangenheit diskutierte Planungen für ein Parkdeck im Stadtpark werden von uns nicht weiterverfolgt. Was die vorhandenen Parkplätze angeht, halten wir es für sinnvoll und mit relativ geringem Aufwand machbar, den Platz vor der VHS ansprechender zu gestalten, indem die Fläche teilweise entsiegelt wird und neue Bäume gepflanzt werden. Die Pkw-Durchfahrt vom AEG zur Pestalozzistraße sollte (außer für Rettungsfahrzeuge) unterbunden werden. Die bereits bestehende Grüne Achse soll aufgewertet, weiterentwickelt und als verbindendes Element zwischen dem derzeitigen Stadtpark und den neuen Grünflächen in der Stadtmitte etabliert werden.

Der Austausch mit Interessierten zur neuen Stadtmitte ist uns wichtig

Da wir es im Moment noch mit einem konzeptionellen Entwurf zu tun haben, wird es in Bezug auf die konkrete Ausgestaltung noch zahlreiche Möglichkeiten für Bürger:innen geben, ihre konstruktiven Ideen einzubringen. Wir freuen uns auf den Austausch mit allen Interessierten, die sich für die Entwicklung einer klimaresilienten, lebens- und liebenswerten neuen Stadtmitte einsetzen möchten.

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Das Bild zeigt parkende Autos vor den Geschäften im Maubiscenter
„Schaufensterbummel“ im Maubiscenter
Kaffeepause zwischen Autos
Unstrukturierter Platz vor dem Rathaus lädt nicht zum Verweilen ein