Ortsentwicklung Vorst – Positionspapier

Wir GRÜNE unterstützen die konzipierten Ansätze zur weiteren Ortsentwicklung in Vorst. Die im Konzeptentwurf des Planungsbüros „plan-lokal“ aufgestellten Analysen und daraus abgeleiteten Empfehlungen für eine Weiterentwicklung von Vorst, wie eine weitere Wohnraumschaffung, eine Verbesserung der momentanen verkehrlichen Situation und eine Stärkung der vorhandenen Grünzugstrukturen decken sich mit unseren Beobachtungen. Wir begrüßen dabei außerordentlich die intensive Beteiligung der Öffentlichkeit.

Schon in unserem Koalitionsvertrag mit der CDU hatten wir uns zu einer Weiterentwicklung des Ortsteils Vorst bekannt: „Für Vorst soll es ein städtebauliches und verkehrliches Ortsentwicklungskonzept geben, welches mit breiter Beteiligung der Bürgerschaft in 2021 erarbeitet werden soll.“ Einen entsprechenden Antrag haben wir im Mai 2021 eingebracht. Wenngleich es einige Verzögerungen im zeitlichen Ablauf gegeben hat, sind wir froh, dass nun ein tragfähiges Konzept für Vorst vorliegt.

Wohnen – „Förderung des Generationenwechels“

Kaarst steht wie viele andere Kommunen vor der Herausforderung, dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu begegnen. Aufgrund der Altersstruktur mangelt es aus unserer Sicht in Kaarst zudem auch an seniorengerechten Wohnungen und geeigneten Betreuungskonzepten. Von den im Ortsentwicklungskonzept Vorst vorgestellten Szenarien favorisieren wir daher die Variante „Förderung des Generationenwechsels“, die eine Bebauung auf der Potenzialfläche Vorster Straße vorsieht.

Um die dabei unvermeidliche Flächenversiegelung möglichst gering zu halten, setzen wir uns für eine effiziente Flächennutzung ein. Wir unterstützen die im Konzept genannte Wohnraumdichte von ca. 35 Wohneinheiten pro Hektar und schlagen einen Anteil von 75 % für Mehrfamilienhäuser (öffentlich geförderter Wohnungsbau und seniorengerechte Wohnungen) und 25 % für Einfamilienhäuser – insbesondere Doppel- und Reihenhäuser – vor. Dabei sollte auch betreutes Wohnen, z.B. eine Pflege-WG eingerichtet werden. Eine Zusammenarbeit mit der neu gegründeten Genossenschaft Kommunale Wohnraumversorgung Kaarst e.G. sollte geprüft werden.

Selbstverständlich ist für uns, dass sämtliche neuen Gebäude maximal energieeffizient gebaut werden und zu einem hohen Anteil durch nachhaltige Baustoffe errichtet werden. Idealerweise gelingt die Wärmeversorgung durch ein Nahwärmenetz, betrieben durch oberflächennahe Geothermie. Bei der Ausrichtung der Gebäude ist die vorliegende Klimaanalyse zu berücksichtigen, um eine möglichst gute Klimaresilienz zu erreichen.

Bezüglich der insgesamt zu bebauenden Fläche sind aus unserer Sicht allerdings einige Modifikationen vorzunehmen. Die zu erschließende Fläche sollte insgesamt kleiner ausgewiesen werden, rund drei Hektar in mindestens zwei Bauabschnitten. Die Anbindung soll über einen neu zu errichtenden Kreisverkehr auf Höhe des Hauses der Lebenshilfe erfolgen.

Grünzüge und Freiflächen

Wir unterstützen, dass mit diesem Wohnkonzept die bestehenden Grünzüge in Vorst weiter gestärkt werden und wir somit auch einen Beitrag zur erhöhten Aufenthaltsqualität in Vorst leisten.

Vorst ist ein Ortsteil, der stark von den umgebenden landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägt ist. Diese Freiflächen am Rande der Ortschaft sind insbesondere wichtig, um die Luftströmungen zwischen den Ortsteilen Vorst, Driesch und Holzbüttgen nicht zu beschränken. Die Luftströmungen sorgen für einen wichtigen Kühlungseffekt im Sommer. Dieser immer wichtiger werdende Effekt darf bei der Planung von zukünftigen Bebauungen auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Wir GRÜNE setzen uns daher für ein Beibehalten der Lücken zwischen den Ortschaften ein, die einzelnen Ortsteile sollten solitär erhalten bleiben. Zusätzlich wünschen wir uns aber eine teilweise Aufwertung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Zwischen der geplanten Verbindung „Am Vorster Pfad“ bis „Zum Feldchen“ und dem Feldweg, der die Vorster Straße mit der Straße „Rottes“ bzw. „In der Delle“ verbindet, bietet sich eine Gelegenheit, das neu entstehende Wohngebiet mit einem Grünzug Richtung Driesch aufzuwerten, gleichzeitig Flächen zur Freizeitgestaltung und Erholung, wie beispielweise einen neuen Spielplatz, zu schaffen und diese mit Lebensräumen für Insekten und Blühstreifen zu kombinieren. Durch planungsrechtliche Festsetzungen soll dieser Grünzug den Ortsrand eingrenzen und das bauliche Zusammenwachsen von Driesch und Vorst dauerhaft ausschließen. Dadurch wird eine wichtige Frischluftschneise zwischen Vorst und Driesch für die Zukunft gesichert.

Gesamtstädtische Klimaanalyse – Ausschnitt Vorst

Mobilität – Verkehrsberuhigung und Querungshilfen

Die im Konzept genannten Ansätze zur Weiterentwicklung der Mobilität finden unseren Zuspruch. Die bei den Bürgerbefragungen formulierten Erwartungen an zukünftige Mobilitätsformen decken sich mit unseren Vorstellungen.

Wir setzen uns dafür ein, dass auf der Wattmannstraße, der Kleinenbroicher Straße und der Antoniusstraße sowie am Rottes die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 reduziert wird, sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen dies zulassen. Weiterhin wird im Mobilitäts-konzept dringend empfohlen, eine Querungshilfe auf der Wattmannstraße (K34) – Höhe Edith-Stein-Straße einzurichten. Dies werden wir zeitnah in Abstimmung mit dem Rhein-Kreis Neuss angehen. Weitere Querungshilfen sollen perspektivisch auf der Antoniusstraße sowie an den westlichen Ortseingängen errichtet werden. Um den Radverkehr zu stärken ist insbesondere eine bessere Beschilderung der Nebenstraßen (z.B. Heide, Am Spielmannsfalter) als Fahrradrouten erforderlich.

Ein großer Teil von Vorst ist gut an die Buslinie 860 angebunden. Hier sehen wir als Hauptaufgabe für die nächsten Jahre den barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen sowie die Aufwertung der Wartebereiche, um das ÖPNV-Angebot attraktiver zu gestalten.  Perspektivisch ist ein On-Demand-Verkehr für bisher nicht gut erschlossene Ortsränder (Linning, Alt-Werret) weiter zu untersuchen, die aktuelle Haushaltslage lässt eine baldige Einführung allerdings nicht zu.

Die bereits vorhandene Ladesäule für Elektrofahrzeuge am St. Eustachius-Platz soll zeitnah durch mindestens eine Schnellladesäule ergänzt werden.