Zur Bewertung und Begleitung von planerischen und baulichen Maßnahmen, die den Fahrradverkehr betreffen, hat sich seit Januar 2020 die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Fahrradbeauftragten Horst Luhmer als sinnvolle Unterstützung erwiesen. Da die Stelle zunächst bis zum 30. Juni 2022 terminiert war und Herr Luhmer nicht für eine Verlängerung zur Verfügung stand, wurde die Stelle auf Antrag von GRÜNEN und CDU im Frühjahr wieder ausgeschrieben. In der Ratssitzung am 23. Juni wurde Julia Schulze Döring zur neuen ehrenamtlichen Fahrradbeauftragten gewählt.
Frau Schulze Döring ist 61 Jahre alt, lebt seit etwa 35 Jahren in Kaarst und ist von Beruf Vermessungsingenieurin. Außerdem ist Sie im ADFC aktiv und hat in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren bereits an den Sitzungen des Arbeitskreises Mobilitätskonzept teilgenommen. Im Interview mit uns beschreibt Sie ihre Schwerpunkte für die kommenden Jahre.
Interview mit Frau Schulze Döring
GRÜNE: Was bedeutet Radfahren für Sie? Für welche Wege setzen Sie das Fahrrad ein?
Für mich ist das Fahrrad das zentrale Fortbewegungsmittel. Sowohl im Alltag als auch in der Freizeit fahre ich möglichst viel und gern Fahrrad.
GRÜNE: Welche Schwerpunkte möchten Sie als neue Fahrradbeauftragte der Stadt Kaarst in den nächsten Jahren setzen?
Ein besonderes Anliegen ist mir die Verbesserung des Radwegenetzes innerhalb von Kaarst, um das Radfahren im Alltag attraktiver und sicherer zu machen. Nach dem Mobilitätssteckbrief für Kaarst der TU Dresden, werden rund 30 % der Wege unter 1 km mit dem Auto zurückgelegt und bei den Wegen zwischen 1 bis 3 km sind es sogar rund 60 %. Der Anteil der Radfahrenden beträgt jeweils nur 14 %. Auch wenn die Studie aus dem Jahre 2013 stammt, werden sich die Zahlen bis zum heutigen Zeitpunkt nicht entscheidend verändert haben. Hier besteht erhebliches Potential zur Verschiebung der Verkehrsmittelwahl zugunsten des Fahrrades. Dies würde den Straßenraum deutlich entlasten und dieser würde, bei Bedarf nach einer entsprechenden Umgestaltung, besser und mit weniger Gefahrenstellen nutzbar für alle Verkehrsteilnehmer. Eine hohe Priorität sollten hierbei sichere und gut befahrbare Schulradwegeverbindungen haben.
GRÜNE: Wo läuft es für Radfahrende in Kaarst schon gut und wo besteht aus Ihrer Sicht der größte Handlungsbedarf?
Nach und nach sind in den letzten Jahren an verschiedenen Stellen neue Wege für Radfahrende geschaffen worden, so dass eine positive Entwicklung erkennbar ist. Es mangelt aber vielfach an durchgehenden sicheren Wegeverbindungen. Im Alltag ist es vielen Radfahrenden besonders wichtig, ohne größere Umwege möglichst schnell und selbstverständlich unfallfrei an ihr Ziel zu kommen.
GRÜNE: Wie bewerten Sie den zurzeit laufenden Abbau der Umlaufgitter und sonstiger Barrieren?
Auf Initiative meines Vorgängers, Horst Luhmer, wurde das Barrierenkataster als eine gemeinsame „Fleißarbeit“ von einigen ADFC-Mitgliedern der Ortsgruppe Kaarst erstellt. Wir haben Kaarst in einzelne Bereiche aufgeteilt und jeder hat für seinen Bereich jeweils die Umlaufgitter „ge- und besucht“, kartiert und fotografiert. Alles zusammengefügt wurde das Barrierenkataster 2021 offiziell der Stadt Kaarst übergeben. Danach wurde vergleichsweise zügig mit der Prüfung und dem Abbau von Umlaufgittern begonnen und aktuell fortgesetzt. Wenn auch nicht alle aufgeführten Umlaufgitter beseitigt werden sollen und hier in einzelnen Fällen noch Diskussionsbedarf besteht, so ist doch der Erfolg dieser Aktion in einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne hervorzuheben, dank der Unterstützung durch Rat und Stadtverwaltung.
In diesem Zusammenhang wurde seitens der Stadtverwaltung auch Kontakt mit der Regiobahn aufgenommen. Die Umlaufgitter an den Regiobahn-Haltepunkten stellen eine massive Behinderung für den Radverkehr zwischen Holzbüttgen und Kaarst dar. Eine Querung mit Lastenrad oder Fahrradanhänger ist an diesen Stellen derzeit nicht oder kaum möglich. Geplant ist nach meinem Kenntnisstand, dass die Abstände zwischen den Gittern vergrößert werden sollen. Ich präferiere demgegenüber eindeutig die Schrankenlösung, wie am Übergang Kaarster Bahnhof, außer die örtlichen Gegebenheiten lassen diese nicht zu. Grundsätzlich begrüße ich aber jede Maßnahme, die der Verbesserung des Radwege